NEUROBLASTOM
Von einengelfuerjustin, 21:46Neuroblastom
Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung des Nervensystems, die meist Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr betrifft. Es entsteht aus entarteten, unreifen (embryonalen) Zellen des sogenannten sympathischen Nervensystems, welches — als ein Teil des autonomen Nervensystems — die unwillkürlichen Funktionen, wie Herz- und Kreislauf, Darm- und Blasentätigkeit, steuert. Neuroblastome können überall dort auftreten, wo sich sympathisches Nervengewebe befindet. Am häufigsten entstehen sie im Nebennierenmark (ca. 50% der Fälle) sowie im Bereich der Nervengeflechte auf beiden Seiten der Wirbelsäule, dem so genannten Grenzstrang. Entsprechend können Neuroblastome auf jeder Höhe entlang der Wirbelsäule entstehen: im Bauch-, Becken-, Brust- und Halsbereich. In der Mehrzahl dieser Fälle befindet sich der Tumor im Bauchraum, etwa ein Fünftel der Tumoren befindet sich im Brust- und Haisbereich.
Eine Früherkennung ist bisher nicht bekannt. Früherkennungsprogramme sind in mehreren Ländern in erprobt worden; der Nutzen für ein Neuroblastom-Screening ist allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigt worden.
2. Wie häufig ist das Neuroblastom?
Erkannt wird das Neuroblastom in niederen Stadien fast nur zufällig, meistens jedoch erst im fortgeschrittenen Stadium, in dem heute noch 7 von 10 Kindern sterben.
3. Leitsymptome
Symptome variieren je nach Ort des Primärtumors bzw. der Metastasen: intrathorakale Tumoren können Luftnot verursachen, abdominelle Tumoren können den Harnabfluß behindern, in schweren Fällen bis zur Hydronephrose. Tumoren des Grenzstrangs zeigen die Tendenz, durch die Foramina intervertebralla nach intraspinal vorzuwachsen und neurologische Symptome bis zum Querschnitt zu verursachen. Bei 15 - 20 % aller cervikalen Tumoren wird bei Diagnosestellung ein Homer-Syndrom beobachtet.
4. Diagnostik
Die Beschwerden richten sich nach dem Ort des Tumors und sind recht unterschiedlich. Die betroffenen Kinder leiden sowohl unter Krankheitszeichen, die direkt auf den Tumor zurückzuführen sind, als auch unter so genannten Allgemeinsymptomen. Zu den direkt tumorbedingten Beschwerden gehören z.B. ein tastbarer Knoten im Bauchraum (wenn der Tumor sich in der Nebenniere oder neben dem Bauchabschnitt der Wirbelsäule befindet), Atembeschwerden, Husten und verdickte Halslymphknoten (wenn sich der Tumor neben dem Brustabschnitt der Wirbelsäule befindet) oder auch Anzeichen einer Querschnittslähmung durch Vorwachsen des Tumors in Richtung Rückenmark. Als Altgemeinsymptome kann Blässe, Gewichtsverlust, Fieber und Durchfall auftreten. Bereits sehr früh im Verlauf der Erkrankung kommt es zur Absiedlung von Tochtertumoren (Metastasen), unter anderem in Knochen, Leber und Lymphknoten.
4.1. Eine umfangreiche Diagnostik ist erforderlich.
Der Verdacht auf das Vorliegen eines Neuroblastom ergibt sich aus dem typischen Beschwerden und dem Befund der körperlichen Untersuchung. Gesichert wird die Diagnose durch weiterführende Untersuchungen: Blut- und Urinuntersuchung, feingewebliche Beurteilung einer Gewebeprobe, Röntgenuntersuchung des Brustkorbs, Ultraschalluntersuchung des Bauchraums, Computer- und Kernspintomographie, Szintigraphie. Die Therapie hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Es kommen verschiedene Chemotherapieschemata, eine Operation sowie die Möglichkeit einer Knochenmarktransplantation in Betracht
4.2. Verfahren zur Diagnose und zum prätherapeutischen Staging
Die histopathologische Einteilung erfolgt nach dem Grading-System von Hughes. Eine Beurteilung durch ein Referenzpathologen-Panet ist zur Sicherung der Diagnose und zur Vereinheitlichung des Gradings notwendig.
4 Bildgebende Diagnostik:
5. Neuroblastom - Erkrankungsverlauf
Der Tumor kann auf seinen Ursprungsort begrenzt sein oder auch Gewebe und
Lymphknoten der Umgebung befallen. Einzelne Krebszellen können über Blutbahnen und Lymphgefäße auch in entfernte Organe gelangen, sich dort ansiedeln und erneut vermehren; es entstehen Tochtergeschwülste (Metastasen). Metastasen treten beim Neuroblastom am häufigsten in Knochenmark und Knochen, in der Leber, der Haut, in entfernten Lymphknoten, seltener im Gehirn und nur in Einzelfällen in der Lunge auf.
Gelegentlich werden nur Metastasen entdeckt; ein (wahrscheinlich sehr kleiner) Primärtumor kann nicht gefunden werden.
Behandlungsschritte.
5.2. Stadien des Neuroblastom nach OP:
Die Neuroblastomerkrankung wird in insgesamt 6 Stadien eingeteilt, die sich auf den Zustand nach einer Operation beziehen:
• Stadium 1: Auf einen Ort begrenzter Tumor, der bei Beurteilung mit bloßem Auge vollständig entfernt wurde (mit oder ohne Vorliegen von Tumorresten bei der feingeweblichen Untersuchung). Kein Vorliegen von Tumorzellen in den benachbarten Lymphknoten.
6. Neuroblastom - Therapie
Standard-Behandlungsmethoden, die für die Therapie eines Neuroblastoms In Frage kommen, sind:
• die Operation
• die Chemotherapie
• die Strahlentherapie
Diese Therapieformen werden oft in Kombination eingesetzt. Sie können unter Umstanden durch weitere Therapleverfahren (zum Beispiel die Methyljodbenzylguanidin ergänzt werden mit:
• Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation
• Behandlung mit Retinsäure
6.1. Das Therapiekonzept sieht drei Behandlungsarme vor:
1 Beobachtungsarm:
nur Operation
Operation, kombiniert mit einer Chemotherapie, eventuell auch einer Strahlentherapie
3 Hochrisikoarm:
Operation, kombiniert mit einer Intensiven Chemotherapie und Hochdosischemotherapie, eventuell auch einer Strahlentherapie; Ergänzung durch weitere Therapieverfahren Patienten mit lokalen Tumoren werden — je nach Tumorausdehnung, Alter und Luekulargenetischen Veränderungen im Tumor — entweder im Beobachtungsarm oder im Standardrisikoarm behandelt. Patienten Im Krankheitsstadium 4 (mit Fernmetastasen) oder bestimmten molekulargenetisch ungünstigen Markern werden im Hochrisikoarm behandelt (zur Stadieneinteilung des Neuroblastoms siehe Kapitel “Erkrankungsverlauf“). Die Therapie kann in diesem Fall bis zu zwei Jahren dauern.
Tritt ein metastasiertes Neuroblastom im Säuglingsalter auf und sind die Metastasen auf Knochenmark, Haut oder Leber begrenzt (Stadium 4S), so bilden sich die Tumoren meist von selbst oder durch eine milde Chemotherapie zurück.
Bei primär inoperablen Tumoren kann bei eindeutiger klinischer Befundkonstellation (erhöhte Katecholamin-Metaboliten, typischer Befund der Bildgebung, eindeutige Anreicherung im MlBG-Szintigramm) Initial auf die histologische Bestätigung der Diagnose verzichtet werden, allerdings muss die histologische Sicherung der Diagnose und die molekulargenetische Aufarbeitung des Tumormaterials bei Resektion des Tumors nachgeholt werden.
Das Therapiekonzept für Patienten im Stadium 4 sieht eine maximale Therapie mit Operation, Chemotherapie sowie evtl. Megatherapie und/oder Radiotherapie vor. Üblicherweise werden heute noch konsolidierende Therapien (z.B. Antikörper-Therapie, Retinsäure) angeschlossen.
Patienten im Stadium 4S nehmen eine Sonderstellung ein. Meistens regredieren diese Tumoren spontan, bei Bedrohung durch die Tumormassen bzw. die Lebermetastasierung ist eine milde Chemotherapie oft ausreichend.
6.3. Die Chemotherapie
Unter Chemotherapie versteht man eine Therapie mit Medikamenten (Zytostatika), welche die Zellteilung beeinträchtigen. Ihr Ziel ist es, die Tumorzellen am Wachstum zu hindern und abzutöten. Zytostatika wirken sehr gut gegen rasch wachsende Zellen, eine Eigenschaft, die in besonderem Maße auf Tumorzellen zutrifft.
Eine Chemotherapie kann beim Neuroblastom zum Einsatz kommen, wenn der Tumor durch eine alleinige Operation nicht vollständig entfernt werden kann oder wenn Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen. Aber auch nach kompletter Tumorentfernung kann eine Chemotherapie notwendig sein, um einem Krankheitsrückfall vorzubeugen.
Um die größtmögliche Wirksamkeit gegen die Tumorzellen zu erzielen und um Nebenwirkungen zu reduzieren, werden Kombinationen verschiedenartig wirkender Zytostatika eingesetzt. Die Medikamente werden meist als Infusion in eine Vene verabreicht. Die Behandlung erfolgt in mehreren Behandlungsschritten (Chemotherapieblöcken). Dazwischen kann Ihr Kind in den meisten Fällen zuhause sein, wenn nicht die Nebenwirkungen zu einem stationären Aufenthalt zwingen.
6.4. Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Chemotherapie schädigt nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen, die sich häufig und schnell teilen. Dadurch kommt es im Laufe der Behandlung notgedrungen zu einer Reihe von Nebenwirkungen, die je nach Art und Dosierung der Medikamente unterschiedlich stark sind. Sie verschwinden üblicherweise wieder, wenn keine Zytostatika mehr verabreicht werden.
Als Nebenwirkungen beobachtet werden Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen, Schädigung der Schleimhäute und Störungen im Verdauungstrakt (Verstopfung oder Durchfall). Von besonders schwerwiegender Auswirkung ist die Chemotherapie auf das Knochenmark, denn die Zytostatika beeinträchtigen die Bildung von gesunden Blutkörperchen und Blutplättchen. Dadurch besteht während der Behandlungszelt eine akute Infektionsgefahr sowie erhöhte Blutungsneigung und Blutarmut. Um Komplikationen zu vermeiden, sind verschiedene Gegen- und Vorsorgemaßnahmen notwendig, die Sie unbedingt beachten sollten. Der Arzt und das Pflegepersonal werden Sie ausführlich informieren.
Die oben genannten Nebenwirkungen lassen sich zum Teil durch Begleitmaßnahmen bzw. Medikamente abfangen oder lindern. Zustimmte Medikamente können Herz, Ohren, Nieren oder die Leber angreifen. Regelmäßige Untersuchungen der Organsysteme helfen, diese Nebenwirkungen zu erkennen. Da jedes Kind anders auf die Medikamente reagiert, werden auch die Nebenwirkungen unterschiedlich ausfallen. Fragen Sie Ihren Arzt, welche Zytostatika Ihr Kind erhält und mit welchen Begleiterscheinungen Sie rechnen müssen.
Mit dieser Therapieform hofft man, Neuroblastomzetlen, die nach der üblichen Chemotherapie noch im Körper verblieben sind, abzutöten.
Die Intensive Behandlung zerstört jedoch nicht nur die Krebszellen, sondern auch das Blut bildende Knochenmark. Aus diesem Grund werden Ihrem Kind vor Beginn der Hochdosistherapie Stammzellen der Blutbildung aus Blut oder Knochenmark entnommen und nach Abschluss der Behandlung durch eine Infusion wieder übertragen (autologe Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation). Die Blutstammzellen — die “Mutterzellen“ aller Blutzellen — wandern in die Markhöhlen der Knochen zurück, siedeln sich dort an und beginnen, neue funktionstüchtige Blutzellen zu bilden.
Während und nach der Phase des Knochenmarkaufbaus ist Ihr Kind vermehrt durch Infektionen gefährdet. Daher müssen besondere Vorsichtsmaßnahmen zur Infektionsvorbeugung getroffen werden. Ihr Arzt und das Pflegepersonal werden Sie ausführlich beraten.
In den Stadien 2 bis 4 wird eine Kombinationschemotherapie angewandt. Zur Anwendung kommen alkytierende Substanzen (lfosfamid, Dacarbazin), Anthracykline (Adriamycin), Etoposid, Melphalan, Cisplatin und Vincaalkaloide (Vincristin, Vindesin) in Kombination. Der Einsatz dieser Substanzen ist nur im Rahmen von kontrollierten Studien vertretbar. Die Dauer der Therapie kann abhängig vom Stadium der Erkrankung bis zu 2 Jahren betragen.
Als “Anstoß zur Regression“ bei bedrohlichen Tumoren des Stadium 4S können Vincristin, Adriamycin oder Cyclophosphamid eingesetzt werden
6.5. Lokoregionäre Therapie
Chirurgische Therapie
Der chirurgische Eingriff strebt die histologische Sicherung der Diagnose einschließlich molekulargenetischer Beurteilung und/oder die Entfernung des Primärtumors an. Außerdem wird zum exakten Staging die Tumorausdehnung Mittellinienüberschreitung,
Lymphknotenbefall) durch den Chirurgen beurteilt. Eine komplette Entfernung sollte jedoch nur ohne Risiko für den Patienten durchgeführt werden, verstümmelnde Operationen (z.B. Resektion von Muskeln größeren Ausmaßes, Resektion längerer Darmstrecken mit der Gefahr des Kurzdarmsyndroms) sind zu vermeiden.