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Freitag, 13. Juli 2007

Justin Krankheit

Von einengelfuerjustin, 11:31
                        Justin´s Krankheit 
           
                                                                                          

Gestern war normal !

 

Bis zum 13. August 2006 schien alles „nomal“

zu sein. Justin war ein aufgeweckter kleiner

Junge. Er war jetzt 2 Jahre und 6 Monate. Nach

den Sommerferien sollte er in den Spielkreis,

mit anderen Kindern, die wir schon aus der Mutterkindgruppe kannten. Doch all dies sollte er nicht mehr erleben. An diesem Sonntag packten ihn heftige Bauchschmerzen, er musste sich übergeben, und ich dachte gleich an den Blinddarm. Doch der Doc beruhigte mich, und meinte, es sei eine Magen-

Darm Infektion. Doch er erholte sich auch am Montag und Dienstag nicht. Er war schlapp und sehr blass.


 

Am Mittwoch, den 16. August 2006, haben wir

dann eine Überweisung in das Elbe-Klinikum-Stade

bekommen. Dort wurde etwas an seiner Nebenniere

entdeckt, was sehr viel Volume einnahm. Mein Herz schlug bis zum Hals. Um 16°°Uhr sind wir dann nach Hamburg in die Uni-Klinik Eppendorf

überwiesen worden. Alles lief wie ein schlechter Film ab. Am Abend wussten wir dann , dass er ein

Neuroblastom hatte. Ein Turmor an der Nebenniere mit einem Volume von 240 ml. Alle waren sehr nett auf der Krebsstation. Aber irgentwie hatte ich das Gefühl, dass ich hier mit meinem Sohn nicht hingehöre. Wir waren nicht einer vor denen. Aber schnell änderte sich das. Es wurden noch viele Untersuchungen gemacht.

 

Am Freitag, dem 18.08.06 wurde ihm der Zentralzugang gelegt ( einoperiert ) und  am Samtag, dem 19.08.06 lief schon der erste Chemoblock. Alles lief, so dachten wir zu anfang, sehr gut. Es waren 4 Chemoblöcke, dann eine OP, und dann noch 4 weitere Chemoblöcke geplant. Durch die Chemos wurden natürlich auch die guten Zellen zerstört und seine Abwehr war fast immer ziemlich weit unten. Kein Kontakt mehr mit anderen Kindern und keine größere Menschenansammlung. Die jagt nach Leukos, Trombos und Erythrozyten begann.

Oft klagte er tagelang über Bauchschmerzen. Nächtelanges weinen. Man konnte nur für Justin da sein und sein Bauch „schubbern“, wie er immer sagte. Einmal sagte er : „Oh man oh, ich kann gar nicht gut schlafen Mama. Ich habe soviel Aua“. Es zerreißt einem das Herz.

 

Zum Glück war mein Mann diesen Herbst und Winter wetterbedingt arbeitslos, sodass wir uns die Betreuung von Justin in der Klinik teilen konnten.

Zu Hause war auch unsere 13 jährige Tochter Vivian. Sie litt auch sehr unter der ganzen Situation. Meine Eltern halfen wo sie konnten. Die Wäsche musste gemacht werden und wenn wir dann mit der Betreuung mal wieder getauscht haben, haben sie für Vivian gekocht. Alles lief Hand in Hand. Sie waren immer für uns da.

 

Am 15. Dezember 2006 ist Justin dann in Altona operiert worden. Der Tumor war durch die Chemo auf 15 ml. geschrumpft. Er konnte komplett entfernt werden. Uns viel ein großer Stein vom Herzen. Wir hatten dieses gute Gefühl „jetzt wird alles gut“. Am 21.12.06 sind wir zurück nach Eppendorf, um Stammzellen zu sammeln, die er nach den 8 Blöcken bekommen sollte.

Und dann ein großes Weihnachtsgeschenk. Wir durften nach Hause und am 26 12.06 erst wieder zum 5. Block in der Klinik erscheinen. Es sollte unser letzte Weihnachten mit Justin sein. Er freute sich über jede Kleinigkeit. Es war wunderschön. Dann ging es weiter. Der 5. und 6. Block, und immer mit Schmerzen. Teils natürlich auch von den Nebenwirkungen der Chemo. Ein Medikament sorgte für Übelkeit und Erbrechen, die anderen für Kiefer und Knochenschmerzen.

 

Am 02.02.07 ist Justin dann in der Klinik 3 Jahre geworden. Seine Abwehr war schon sehr lange im Keller. Über seine Geschenke konnte er sich nicht richtig freuen. Oben drauf hat er dann auch noch an seinem Geburtstag die Windpocken bekommen.

 

Er ist auf Isolierstation verlegt worden. Bis zum 09.02.07. Er durfte nach Hause. So richtig erholt hat er sich nicht mehr. Seine Beine taten ihm immer mehr weh. Mein Gefühl, dass er je wieder gesund wird, wurde von Tag zu Tag schlechter. Ich musste ihn immer ofter tragen. Er konnte einfach nicht mehr.

 

Am 16.03.07 sollte eigentlich mit dem 8. und letzten Block gestartet werden. Mein Mann ist mit Justin morgens in die Klinik. Durch seinen Blutwert haben sie festgestellt, dass er einen Rückfall hatte und die Chemo konnte somit nicht gestartet werden. Ich habe die beiden dann am Samstag mit Vivian dann erstmal wieder nach Hause geholt. Es sollten seine letzten vier Tage zu Hause werden. Er konnte nicht mehr laufen, stehen und auch nicht mehr liegen. Er hat die Nächte im sitzen verbracht. Wir mussten auf das Zyntigramm warten (bis Mittwoch ). Was den Verdach bestätigte.

 

Er hatte einen Rückfall im Knochmarkt und in der Leber. Er hatte keine Chance mehr. Auf unsere Bitte wurde noch eine andere Chemo angeschlossen. Aber er sprach nicht drauf an. Wir hatten jetzt ein Einzelzimmer bekommen. Er wurde sehr ernst. Auch wenn er erst 3 Jahre alt war, bin ich mir sicher, dass er wusste, dass etwas mit ihm passiert. Er hat sich immer oft mit Küsschen verabschieden müssen, wenn ich mal das Zimmer verlassen musste. Er sagte auch „Mama du musst jetzt nicht mehr weinen“. Auch wenn ich immer dachte, ich konnte mich auf den Tag vorbereiten wenn er stirbt, kam es so schnell und dann doch irgendwie unvorbereitet. Seine Kraft wurde immer weniger und immer mehr wurde ihm starke Schmerzmittel in seinen kleinen Körper hineingepumpt. Am Abend, vom 31.03.07, war seine Kraft zu Ende.

Er ist in meinen Armen einfach von uns gegangen.

 

Es war unvorstellbar. Ich habe ihn noch lange im Arm gehabt. Er sah so friedlich aus, ohne Schmerzen konnte ich ihn halten. Ich wusste jetzt auch, dass es ihm gut ging. Aber der Schmerz war unerträglich. Es raubte einem den Atem. Es gibt wohl nichts schlimmeres, wenn man für sein Kind nichts mehr tun kann und einfach zusehen muss, wenn es stirbt.

Ich wünsche dir den Himmel, denn du hast ihn verdient.

Wir lieben dich und werden dich immer vermissen.

 

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