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Mittwoch, 18. Juli 2007

Die Beerdigung

Von einengelfuerjustin, 15:09

                                    Die Kapelle von Drochtersen

                                                                                                                       

                                                                                             

 

                         Trauerrede für Justin   

 

02.02.2004 bis 3103.2007

 

Musik  zum  Eingang:  Peace be with you

 

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr das Gottesreich nicht sehen“

Justin sieht es jetzt. Und wir? Wir sehen einen Sarg, Tod, Schmerz, Blühendes Leben, noch ganz am Anfang, wie der Frühling draußen Und Abbruch, Ende da, wo er unserer Meinung nach gar nicht  hingehört.

Und doch gibt es da die Hoffnung, dass es für Justin anders ist, dass wir jetzt leiden, aber er endlich nicht mehr. Das hält uns aufrecht in dieser Stunde des  Abschieds.

Möge Gott uns durch diese Stunde und die kommenden Tage tragen

Amen.

Lasst uns beten:

Gott, der Kampf um Justins Leben ist vorbei, keiner von uns kann jetzt noch etwas für ihn tun. Da ist soviel Ohnmacht und Schmerz — drei Jahre hat er nur gelebt — und zuletzt soviel gelitten. Wir wagen es nicht, nach dem Warum zufragen, denn da bleibst du stumm.

Wir bitten Dich,  gib uns die Kraft, nicht zu rechten und zu grübeln, sondern anzunehmen, was geschehen ist, auch wenn wir es nicht verstehen können.

Und lass uns die guten Jahre in Dankbarkeit in unserem Herzen und unserem Gedächtnis bewahren, die Jahre, die erfüllt waren mit Leben, mit herrlichem, unbekümmerten, fröhlichem Leben und mit Justins Lachen. Wir danken Dir für die Freude, die wir gehabt haben.

Und wir bitten Dich: Lass Justin jetzt ohne Schmerzen und Krankheit bei dir fröhlich sein und lass ihn auch da all die Liebe spüren, die wir für ihn haben.

Amen.

Liebe Familie Arndt mit allen, die dazugehören, für das, was Sie im letzten halben Jahr erlebt, gibt es keine Worte. Der Schock der Krankheit, die Diagnose Krebs, das Wissen: es trifft nur eins von 100.000 Kindern und gerade Justin ist es, der Kampf ums Gesundwerden, die Hoffnung, die Angst, die schönen Tage zwischendurch, Chemo, OP und zuletzt die entsetzliche Erkenntnis: er wird nicht gesund.

Und daneben geht das Leben weiter, es wird Herbst, es wird Winter und Weihnachten und dann kommt der dritte Geburtstag von Justin und dann sein Tod.

 Und jeder einzelne Tag muss gelebt werden, durchgestanden werden, auch wenn sie oft gar nicht mehr wussten, woher die Kraft noch nehmen.

 Ich möchte heute Mittag eine biblische Geschichte vorlesen, von einem, der Elia hieß und der auch einen Kampf zu führen hatte, wenn auch natürlich auf seine Weise. Aber manches davon hat vielleicht doch etwas mit Ihnen zu tun.

Da packte Elija die Angst und er floh, um sein Leben zu retten. In Beerscheba an der Südgrenze von Juda ließ er seinen Diener zurück und wanderte allein weiter, einen Tag lang nach Süden in die Steppe hinein. Dann setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte den Tod herbei. »Herr, ich kann nicht mehr«, sagte er. »Lass mich  sterben!.« Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein.

Aber ein Engel kam, weckte ihn und sagte:

»Steh auf und iss! «  Als Elija sich umschaute, entdeckte er hinter  seinem Kopf ein frisches Fladenbrot und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder schlafen.

Aber der Engel des Herrn weckte ihn noch einmal und sagte:

»Steh auf und iss! Du hast einen weiten Weg vor dir! «  Elija stand  auf, aß und trank und machte sich auf den Weg. Er war so gestärkt, dass er vierzig Tage und Nächte ununterbrochen wanderte, bis er zum Berg Gottes, dem Horeb, kam. Dort ging er in die Höhle hinein und wollte sich  darin schlafen legen. Da hörte er plötzlich die Stimme des Herrn: »Elija, was willst du hier?«

 Und der Herr sagte: »Komm aus der Höhle und tritt auf den Berg vor mich hin! Ich werde an dir vorübergehen!« Da kam ein Sturm, der an der Bergwand  rüttelte, dass die Felsbrocken flogen. Aber der Herr war nicht im Sturm. Als der Sturm vorüber war, kam ein starkes Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben. Als das Beben vorüber war, kam ein loderndes Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Als das Feuer vorüber war, kam ein ganz leiser Hauch. Da verhüllte Elija sein Gesicht mit dem Mantel, trat vor und stellte sich in den Eingang der Höhle.

Soweit

So einen Marsch durch die Wüste haben Sie auch hinter sich, Justin vor allem. Oft schien die kraft nicht zureichen, weder Ihre, noch seine. Und doch  sind sie Schritt für Schritt mit ihm weiter gegangen, durch die Wüste  von Krankheit und Schmerz.

Sie alle haben dabei gelitten — wie schwer ist es, das eigene Kind, Enkelkind, den Bruder oder Neffen leiden zusehen und so wenig helfen zu können.

Und sie haben auch das andere gesehen: dass Justin, so haben sie es gesagt, so erwachsen geworden ist, so weise, wie er Stück für Stück eingewilligt hat in das, was da mit ihm passierte und das er ja gar nicht richtig verstehen konnte.

 Mal ließ er sich den Blutdruck messen — und mal hat er die Schwester einfach wieder raus geschickt: Jetzt nicht!

 Mal hat er gelacht und mal vor Schmerzen gestöhnt. Er hat die Wüste erlebt wie Elia.

 Sie, die Sie das mit angesehen haben, haben sich vielleicht manchmal

gefragt: wo ist Gott? Und Gott hat sich im Sturm der Gefühle nicht gezeigt, im Feuer der Schmerzen schien er nicht zu sein, und auch nicht im Erdbeben der Erkenntnis: es wird zu Ende gehen.

Justin hat vielleicht mehr gefühlt als die Anderen: er hat in den letzten zwei Wochen immer wieder gesagt, wie lieb er sie hat, er hat seine Liebe ausgedrückt in ganz vielen Küssen, die er verteilt hat an die, die er lieb hatte — einen großen, einen kleinen -‚

auch wenn Sie ihn kaum noch in den Arm nehmen konnten, weil ihm das alles so weh tat.

 Und schließlich ist er ganz ruhig geworden, ist alles ganz ruhig geworden und das leben ist ganz sanft aus ihm heraus geströmt, wie ein ganz leiser Hauch.

 

Und da war ein Stück von Gott.

 Sie haben vom Wunder seiner Geburt gesprochen, davon, ihn das erste Mal im Arm zu halten  und Sie haben das Wunder des Todes, oder vielleicht eher: der Geburt zur anderen Seite hin, erlebt und ihn wieder im Arm gehalten.

 

Und da war Friede, endlich kein Schmerz mehr, eher das Leuchten  einer neuen Wirklichkeit, der Wirklichkeit Gottes. - - -

 Justin hat etwas mehr als drei Jahre gelebt, und doch hat er ein volles Leben gelebt, in dem mehr vorkam als in manchem anderen.

Und Sie haben es geteilt mit ihm, waren für ihn da und haben ihm so viel zu verdanken.

Wir wollen das nicht vergessen über dem Schmerz heute: all die kleinen wundervollen Erlebnisse mit ihm. Das erste Lächeln, die ersten Schritte, die ersten Worte, der Urlaub letztes Jahr. Seine Freude, wenn Vivian ihm erlaubt hat, am Computer zu spielen, oder wenn er bei Piet ein blaues Eis essen durfte.

 Er wird nicht erwachsen werden, aber die Zeit mit ihm hat ihr Leben für immer reich gemacht, da sind so viele kostbare Erinnerungen.

Wir wollen uns einige davon in Gedanken vor Augen halten und hören dabei ein Lied von

Shaina Noll: lt‘s a joy to get to know you:

Welch ein Glück, dich zu kennen!

lt‘s a joy to get to know you

 

Zur Begrüßung habe ich einen Satz von Jesus zitiert: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr das Gottesreich nicht sehen“  Justin sieht es jetzt und für ihn ist das gut so.

 Seine Aufgabe hier ist erfüllt. Er hat eine große Aufgabe gehabt, auch wenn sie nicht lange gedauert hat gemessen am statistischen durchschnitt der Lebenserwartung. Er war eben kein Durchschnittskind. Er war Justin und genauso sollte er sein. Das war ihm von Gott zugedacht.

Ihnen allen, jedem und jeder ist etwas anderes zugedacht. Sein Tod ist nicht ihr Tod, auch wenn es sich heute fast so anfühlt. 

Sie haben eine andere Aufgabe. Jetzt, nach all dem, weiter zu leben. Justin lebt bei Gott, in seinem Reich, auf eine ganz neue Art, ohne  schmerzen und ohne Krankheit, fröhlich und ausgelassen, stelle ich mir vor. Ich habe ja nur Bilder dafür, wir haben die Grenze dahin noch nicht überschritten.

Sie hier haben jetzt — anders als in den letzten Wochen vielleicht — die schwerere Aufgabe: sie müssen ihn gehen lassen und doch wieder ins Leben zurückfinden.

 Justin gehört weiter zu ihnen, er wird immer ihr Sohn, Bruder, Enkel- oder Urenkelkind sein, ein Stück ihrer Familie.

Sie werden sich lange Zeit wie amputiert fühlen. weil er fehlt. Ganz wird der Schmerz nie vergehen. Und doch müssen sie einen Weg finden, damit zu leben, und  ich meine: wirklich zu leben, nicht zu vegetieren. Wieder die Freude zu lernen, wieder das ganz normale Leben mit lachen und Weinen, mit Aufregung und Langeweile, mit Lust und Frust und Streit und Vertragen.

Es ist nicht ihre Schuld, dass Justin tot ist, und er wird nicht wieder lebendig, wenn sie sich in Trauer vergraben und sich nicht mehr trauen zu leben.

 Jeder kommt mit der Aufgabe ins Leben, die Gott uns zuweist. Und die wir annehmen müssen, wenn wir sinnvoll leben wollen.

Justin hat seine Aufgabe mit Bravour erfüllt.

 Sie einen Teil auch — aber da liegt noch viel Leben vor ihnen.

Werdet wie die Kinder!

Leben Sie die nächste Stunde, den nächsten Tag — wie ein Kind, das hinfällt, sich weh tut und weint, und wieder aufsteht und lacht und weitergeht.

Darin ist Ihnen Justin ein Vorbild.

 Und darin, dass er jetzt schon sieht, was wir nicht sehen können: das Reich Gottes, in dem wir den Sinn erkennen von allem, auch von dem, was wir heute und hier nicht verstehen.

Sehen wir auf Justin und hören wir die Worte Jesu:

Werdet wie die Kinder, dann könnt ihr das Reich Gottes sehen.

Amen.

 

Wir beten:

Gott, wir verstehen dies nicht. Und doch sagen wir: Wir danken Dir für die Jahre mit Justin, die wir gehabt haben.

Erinnere uns immer wieder daran, dass er es jetzt gut hat bei dir. Und uns schenk Hoffnung auch angesichts seines Todes, schenk uns Tränen, weil sie uns lebendig erhalten, schenk uns Lachen, weil wir ohne Lachen schon vor dem Tod tot sind.

Sei bei uns Gott.

Wir beten gemeinsam:

 

 

Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Ich bitte alle, zum Segen aufzustehen.

-Gott segne euch und behüte euch, im Kommen und Gehen, in Freude und Schmerz in Mut und Angst, im Leben und Sterben. Gott lasse sein Licht über euch allen leuchten.

 Gott umfange Justin mit dem Licht des Himmels und der Zärtlichkeit der Erde, Gott segne ihn mit allem Reichtum, den wir ihm wünschen.

Amen.

 

Musik zum Ausgang: Oh go in beauty

 

Wir danken für die einfühlsamen Worte

unserer Pastorin