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Sonntag, 05. April 2009

Helft Justin

Von einengelfuerjustin, 16:26

Dieser Weg wird kein leichter sein                                          

 

Lachend spielte der kleine Junge auf der Wiese hinter dem Haus — unbeschwert jagte er Schmetterlingen hinterher.

„Justin“ — rief eine liebevolle, vertraute Stimme „]ustin — bitte komm‘ jetzt rein! Wir müssen doch die Kleinen abholen, sonst müssen sie womöglich noch warten und das wollen wir doch nicht.“ Justin rannte wie ein geölter Blitz in das Haus: „Ich komme — ich bin schon unterwegs!“

Die „Kleinen“, das waren die Neuen. Er war ganz aufgeregt, weil „Neue“ kamen! Manche wären viel größer als er und trotzdem durfte ER ihnen alles zeigen und er war doch so stolz, wenn er helfen konnte!

Als sie den Weg entlanggingen um die „Neuen“ abzuholen, wurde er ganz nachdenklich; er dachte an den Tag, an dem ER kam, an dem ER ein „Neuer“ war. Verängstigt und ein bisschen traurig und doch auf eine seltsame Weise glücklich stand er da und wartete. Er wußte noch ganz genau, daß er zurücksah zu seinen Eltern, die weinend um ihn saßen. Damals verstand er nicht, warum sie denn weinten! „Mama? Papa? Warum weint ihr denn? Freut ihr euch nicht? Guckt doch mal, wie schön es hier ist!! !“ hatte er ihnen damals zugerufen. Doch sie konnten ihn scheinbar nicht hören, denn seine Mutter schluchzte erneut auf: „Warum mein Kind?“

Justin wurde damals sehr traurig, er war so glücklich, doch seine Mutter war so traurig, das wollte er nicht! Doch dann kam diese wunderschöne Stimme, die so voller Liebe sagte:

„Hallo Justin! Schön, daß du wieder da bist! Wir haben dich so sehr vermißt!“

Ein kleines, lockiges Mädchen wurde damals von der Stimme begleitet: „Hallo Justin — ich bin Anna“. „Hallo Anna“ sagte Justin verschüchtert. „Komm wir gehen zu den Anderen, sie haben so lange auf dich gewartet — wir haben ein wunderschönes Willkommensfest für dich vorbereitet!“ sprudelte Anna los.

Justin sah sie unsicher an „Aber meine Eltern....“ Sagte Justin zögernd „ich kann nicht gehen — sie sind so traurig ohne mich!“ Anna lächelte und nahm ihn an die Hand! „Aber du bist doch nicht weg! Jetzt sind sie noch traurig, aber nur, weil sie es nicht wissen — gib ihnen Zeit, eines Tages werden sie es verstehen!“ Langsam ging Justin damals mit Anna den Weg entlang zu diesem atemberaubenden Haus! Er hatte noch nie einen so großen und schönen Garten gesehen! Und all die Kinder! Zigtausend quietschbunte Luftballons schwirrten über dem Garten! Und es gab Kuchen und Kakao und Pudding! Als die anderen Kinder Justin und Anna entdeckten, liefen sie ihnen lachend entgegen:

„Justin! Justin! Oh wie schön, daß Du wieder da bist!“ Justin errötete bei soviel Aufmerksamkeit um seine Person. Sie feierten bis spät in die Nacht seine Ankunft mit wilden Spielen, sie sangen und tanzten und es gab einfach alles zu naschen, was Justin so sehr liebte!

 

Am Abend fielen ihm die Sterne auf. Sie funkelten so stark, wie er es noch nie gesehen hatte! Er drehte sich zu Anna, die sich zu ihm gesetzt hatte: „Warum kann ich hier all das, was ich bei Mama und Papa nicht konnte? Vollkommen ohne Schmerzen sein, mit anderen Kindern spielen, einfach unbeschwert alles tun was ich mag!?“ Anna lächelte ihn an „Aber Du weißt doch — es war nur deine Hülle. Zugegeben, die war nich so doll!“

„Und wann kann ich wieder zu Mama?“ fragte er. „Sie hat doch so sehr geweint!“ „Findest Du es hier denn nicht schön?“ fragte Anna mit großen Augen.

„Doch!“ rief Justin, „Aber meine Mama vermißt mich!“

Anna nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm in das Haus. Sie führte ihn in einen großen Raum der gefüllt war mit einem zerbrechlich zarten Nebel. Dahinter konnte er seine Eltern sehen! Seine Mutter hatte noch immer tiefe Sorgenfalten im Gesicht! „Siehst Du?“ rief Anna. „Man kann doch nur etwas vermissen, was weg ist — aber Du bist in diesem Raum und deine Mama ist es auch!“ Justin schien irritiert: „Aber sie sieht mich nicht!“ rief er verzweifelt. „Aber doch nur, weil Du deine Hülle abgestreift hast!“ antwortete Anna beruhigend. „Deine Mama liebt doch DICH! Den Justin! Und nicht nur die „Verpackung“! Du bist so viel mehr als nur ein kleiner Junge — davon gibt es zigtausende da unten! Du bist der Justin — und so wie Du bist, bist Du einmalig! Nicht die Hülle macht den Menschen, den wir lieben aus — sondern seine Seele!“

Justin verstand! „Aber warum ist meine Mama dann so traurig, obwohl ich doch immer noch bei ihr bin?“ Anna legte den Arm um seine Schultern: „Weil sie es nicht mehr weiß! Noch nicht — zumindest nicht bewußt! Aber tief in uns drin, wissen wir alle, daß man die, die man liebt NIE verliert — doch im Moment ist der Schmerz so groß, das sie nicht so recht daran glauben mag!“ Justin sah auf seine Mutter: „Sei nicht mehr so traurig — verschliel3e dich nicht, sonst kannst du mich doch nicht fühlen!“

„Gib ihr etwas Zeit, bis sie offen dafür ist — dann wird sie dich fühlen! Manchmal geht es schneller, manchmal dauert es etwas.“ Sagte Anna sanft.Sie gingen wieder hinaus in den Garten auf seine große Party. Am nächsten Morgen spielte Justin im Garten, als Anna zu ihm kam: „Hast Du gut geschlafen?“ „Ja“ antwortete Justin. „Aber ich mußte immerzu an meine Eltern denken“. „Sei nicht traurig“ sagte Anna. „Sie sind so voller Liebe und diese Liebe macht sie so stark, darum haben SIE dich ja auch bekommen!“ Justin sah sie fragend an. WeiBt du, jede Seele muß von Zeit zu Zeit mal hierherkommen — um aufzutanken sozusagen — auch deine Mama und dein Papa waren irgendwann schon einmal hier — so wie alle Menschen da unten!“ „Und warum weiß Mama dann nichts mehr davon?“ wunderte sich Justin.

„Weil wir die Erinnerung an all das hier nicht bewußt mit runtemehmen dürfen — sonst würde sich niemand mehr dort unten Mühe geben, lieben und freundlich sein — sondern alle wollten hierher! Wir müssen aus unseren Erfahrungen lernen, daran wachsen wir. Aber im Unterbewußtsein weiß jeder Mensch, daß der Tod kein Ende ist. Es ist nur eine Art Urlaub, bis die Seele wieder kräftig genug ist um Liebe und Mut zu verteilen!“ Justin‘s Gesicht strahlte: „Und dann kann ich wieder zu Mama und Papa?“ Anna lächelte: „Ja! Denn weißt du, manche Seelen gehören für immer zusammen und begegnen sich in jedem Leben wieder! Daher kommt es, daß Du manche Menschen liebst und zu kennen scheinst, obwohl Du sie eben erst getroffen hast!“ Justin staunte! „und darf ich dann das Nächstemal länger bleiben?“

Anna klopfte ihm auf die Schulter: „Ganz gewiß! Dann ist ja Deine Seele wie neu!“ Aufgeregt lief Justin in‘s Haus: „Mama! Hör doch! Sei nicht traurig! Wir sehen uns wieder — so wie sich alle wiedersehen! Meine Seele muß nur mal Urlaub machen!“ Und auf einmal war es, als wäre er zu seiner Mutter durchgedrungen; zwar mit Tränen in den Augen stand sie da — aber sie lächelte, es war ein wissendes Lächeln.

„Beeil dich, kleiner Mann“ rief die Stimme sanft. „Nun bist Du dran, den Neuen alles zu zeigen!“ Stolz lächelte Justin. Heute würde ER derjenige sein, der alles wußte und später gab es auch wieder eine große Party! Es würde zugleich auch seine Abschiedsparty sein — die Zeit lief hier anders und unten wartet schon jemand ganz sehnsüchtig auf Dich — so hatte man es ihm versprochen! Justin lächelte — er war glücklich!

( unbekannt )